Workshop: Spuren der Oralität in mittelalterlicher Schriftlichkeit
11. November 2022
Mündlichkeit und Schriftlichkeit sind zwei Formen menschlicher Kommunikation, die meistens als Gegenpole dargestellt werden. Aber viele mittelalterliche Schriften zeigen, wie fließend der Übergang von der Oralität zur Schriftlichkeit ist, ob es sich um Protokolle handelt, um Berichte von Verhandlungen oder Auseinandersetzungen oder ob sie zumindest teilweise aus Texten bestehen, die zum Vorlesen bestimmt waren. Dies ist besonders in den im Langzeitvorhaben „Formulae – Litterae – Chartae“ der Akademie der Wissenschaften in Hamburg erforschten und edierten Urkunden- und Briefmustern aus dem Frühmittelalter auffällig. Der Workshop „Spuren der Oralität in mittelalterlicher Schriftlichkeit“ soll Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus den Fachrichtungen Geschichts-, Sprach- und Literatur- sowie Rechtswissenschaft die Gelegenheit bieten, ihr Material vorzustellen und Fallbeispiele zu diskutieren. Ziel ist es, die Vorgänge der Niederschrift von Gesagtem in Mittelalter und – darüber hinaus – in vormoderner Zeit jenseits der Gattungsgrenzen besser zu verstehen.
Ort: Warburg-Haus, Heilwigstr. 116, 20249 Hamburg
Datum: 11. November 2022
Teilnahme nur nach Voranmeldung (bis zum 3. November 2022) bei horst.loesslein"AT"uni-hamburg.de
Programm:
9:30 Uhr: Begrüßung und Vorstellung der Teilnehmenden
9:45 Uhr: Beispiele aus dem Formulae-Litterae-Chartae-Projekt
10:30 Uhr: Luca Pocher (Heidelberg) - Mündliche Zeugnisse im Chartular von Subiaco: ein Beispiel aus dem Jahr 911
11:15 Uhr: Kaffeepause
11:45 Uhr: Dr. Sandra Schieweck (München) - Zum Verhältnis von Mündlichkeit und Schriftlichkeit bei der Aushandlung der kastilisch-portugiesischen Herrschaftsgrenze (13./14. Jh.)
12:30 Uhr: Mittagspause
13:45 Uhr: Hannah Potthoff (Chemnitz) - Funktion von Schlachtenreden der hochmittelalterlichen Literatur für die belliphonen Soundscapes im Rahmen der Erforschung der narrativen Funktionen von Lauten in historiographischen und literarischen Texten des Hochmittelalters
14:30 Uhr: Christoph Uiting (Zürich) - Schriftlichkeit für Mündlichkeit: Die Aufbereitung von Handschriften zur lauten Lektüre
15:15 Uhr: Prof. Dr. Michael Hammer (Graz) - Oralität vor Gericht: Ausgewählte Fälle aus dem Meraner Frauenhaus im 15. Jahrhundert
16:00 Uhr: Kaffeepause
16:30 Uhr: Dr. Regina Schäfer (Mainz) - Oralität in den Augsburger Ratsbüchern (15. Jahrhundert)
17:15 Uhr: Oliver Kruk (Bamberg) - Oralität und Informationsgewinnung in den Rezessbüchern des Bamberger Domkapitels (16. Jh.)
18:00 Uhr: Schlussdiskussion
Diskutantinnen und Diskutanten:
Prof. Dr. Carmen Cardelle (Zürich)
Prof. Dr. Alexandre Jeannin (Dijon)
Dr. Christian Speer (Halle/Saale)
Formulae-Team:
Prof. Dr. Philippe Depreux
Mats Homann
Dr. Horst Lößlein
Alexander Müller
Dr. Matthew Munson
Christina Rothe
Dr. Christoph Walther
Kontakt:
horst.loesslein"AT"uni-hamburg.de
+49 40 42838-2690